Ort | Marsala, Italien |
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Anwendung | Fassaden |
Projekt | arch. Giovanni Nuzzo, arch. Domenico Nuzzo |
Foto | Archifotografia |
Im sizilianischen Marsala, in einer unscheinbaren Gasse nahe der Innenstadt empfing einst die auf das Jahr 1441 datierte Kirche San Giovannello ihre Gläubigen. Doch auch das Gotteshaus fiel den Schrecken des Zweiten Weltkriegs zum Opfer und wurde bei einem Bombenangriff fast vollständig zerstört.
Die ersten Versuche eines Wiederaufbaus gehen bereits auf die 1950er-Jahre zurück. Unter der Leitung des ortsansässigen Architekten Domenico Nuzzo lag der Fokus insbesondere auf dem Eingangsportal im sogenannten Chiaramontestil. Diese im 14. Jahrhundert in Sizilien aufgekommene gotische Baukunst wurde nach dem sizilianischen Adelsgeschlecht der Chiaramonte benannt und zeichnet sich durch breite Steinbänder im Zickzackmuster zur Verzierung der Archivolten von Spitzbögen aus. Nach einer langen Unterbrechung betraute die Stadt Marsala im Jahr 2018 endlich den Architekten Giovanni Nuzzo mit der Fertigstellung des Projekts, das sein Vater mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor begonnen hatte. Giovanni Nuzzo holte außerdem seinen Sohn Domenico mit ins Boot.
Um dieses Mehrgenerationenprojekt zu vollenden, nahmen die beiden Architekten zuerst die Restauration des Eingangsbogens wieder auf, der durch Umwelteinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. In einem antiken Wachsausschmelzverfahren, auch Verfahren mit verlorener Form genannt, gelang ihnen die Nachbildung der fehlenden Teile. Ihre Philosophie: die Rekonstruktion sollte sichtbar und greifbar werden, ohne aber die Geschichtsträchtigkeit des Ortes zu beeinflussen. Von dieser Idee ließen sich die Architekten auch beim Wiederaufbau der eingestürzten Umgrenzungsmauer leiten, indem sie die Leere mit 53 vertikalen Platten aus Cor-ten-Stahl füllten. Durch die gewollten Luftspalte zwischen den Platten hindurch können Passanten einen Blick auf das Gelände werfen, was besonders in den Abendstunden seine Wirkung nicht verfehlt, wenn die Beleuchtung eingeschaltet ist und sich die Metallplatten im Gegenlicht abheben.
Einige Corten-Platten wurden gekrümmt, um das Leid des Krieges zu verbildlichen. Auch im Herzstück der Anlage findet sich ein weiterer symbolischer Verweis dieser Art: Die Kulisse der wiedererrichteten Apsis ist aus Corten-Platten gebildet, in denen ein vertikaler Schlitz wie eine tiefe Wunde klafft, die mithilfe der Einbauleuchte Bright 1.0 durch Licht dramatisch in Szene gesetzt wird.
Ende 2020 ist es soweit: Das Licht macht den Neuanfang möglich und gibt Marsala und seiner Stadtgeschichte einen verloren geglaubten Ort zurück. Die Beleuchtung haucht der Anlage neues Leben ein und lässt sie in veränderter Form erstrahlen: unter freiem Himmel. Die Linearprofile Neva mit elliptischer Optik beleuchten die historische Haut der Außenmauer und betonen die verschiedenartigen Putzschichten, die von unterschiedlichsten Epochen zeugen. Dasselbe Leuchtenmodell mit engstrahlender 11°-Optik akzentuiert die – teilweise rekonstruierten – Halbpfeiler im Innengelände und hebt dabei Rahmungen und Bögen hervor.
Die Strahler an plattenförmigen Corten-Masten waren der entscheidende Schritt, um die Idee in die Tat umzusetzen und die ehemalige Kirche San Giovannello mit neuem urbanen Erscheinungsbild wiederauferstehen zu lassen: Aus Innen wurde Außen. Ein Gotteshaus wurde zu einem sozio-kulturellen Veranstaltungsort im Herzen von Marsala.
Strahler für den Außenbereich, 3000K, 10W, 63°, Cor-ten
Bukarest, Rumänien
Padua, Italien